MASCH-Tagung
Charles Darwin und der wissenschaftliche Sozialismus
Zum 150. Jahrestag des Erscheinens der ‚Entstehung der Arten’
Friedrich Engels stellt in seiner Grabrede für Karl Marx fest, dass nur wenige Persönlichkeiten das 19. Jahrhundert so geprägt haben wie der Verstorbene und Charles Darwin: „Karl Marx war einer jener hervorragenden Männer, von denen ein Jahrhundert nur wenige hervorbringt. Charles Darwin entdeckte das Gesetz der organischen Natur auf unserem Planeten. Marx ist der Entdecker des grundlegenden Gesetzes, das den Gang und die Entwicklung des menschlichen Geschlechts bestimmt“ (MEW Bd. 19, S. 333). Darwins Erkenntnis und Formulierung der Gesetze der Evolution des Lebendigen befreiten die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus’ von einer großen Unsicherheit. Es war nun nicht mehr notwendig, die Geschichte der Natur von der Geschichte des Menschen und der Gesellschaft zu trennen, wie es noch 1844 in der ‚Deutschen Ideologie’ geschehen musste: „Wir kennen nur eine einzige Wissenschaft, die Wissenschaft der Geschichte. Die Geschichte kann von zwei Seiten betrachtet, in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschheit abgeteilt werden. Beide Seiten sind indes nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig. Die Geschichte der Natur, die sogenannte Naturwissenschaft, geht uns hier nichts an“ (MEW Bd. 3, S. 18). Vor allem die Arbeiten an der MEGA² haben deutlich werden lassen, in welchem Maße sich Marx und Engels in den siebziger und achtziger Jahren mit Naturwissenschaft beschäftigt haben, damit die Geschichte nicht mehr von zwei Seiten betrachtet werden muss.
Engels ‚Anti-Dühring’ sowie die fragmentarische ‚Dialektik der Natur’ sind der unmittelbare Ausfluss dieser erweiterten Sicht einer universalen Gesetzlichkeit. Marx’ Auseinandersetzung mit Malthus und seinem Populationsgesetz wird durch Darwins Evolutionslehre auf eine neue Spitze getrieben.
Dennoch ist der große englische Naturforscher bei beiden nicht außerhalb jeglicher Kritik. Wie bei Teilen der modernen Biologie steht vor allem sein positivistischer Ansatz mit seiner überreichen Verwendung von Analogschlüssen in der Schusslinie.
Die Tagung möchte einen Einblick in diese Auseinandersetzungen vermitteln und den Bogen zur modernen Naturwissenschaft spannen.
Ort und Zeit
Die Tagung findet am 14.11.2009 in der Zeit von 10 bis 18 Uhr an der Universität Hamburg (Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügelbau West, Raum 221) statt.
Das detaillierte Programm wird in den MASCH-Ankündigungen für das Wintersemester 09/10 bekannt gegeben.